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Ist Eifersucht wirklich echte Liebe oder doch eher der Beziehungskiller Nr. 1?
In vielen Beziehungen spielt Eifersucht eine nicht unwesentliche Rolle, denn ob man will oder nicht: Sie gehört zur Liebe einfach dazu. Sie kann aber auch ein schleichendes Gift sein, wenn sie den normalen Grad der Eifersucht verlässt. Wie heißt noch der Spruch unserer Großmütter? „Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer Leiden schafft.“ Und sie ist ein Drama in jeglicher Beziehung – was zum einen ein schönes Wortspiel ist, zum anderen aber leider auch bittere Wahrheit.
Aber was ist Eifersucht denn eigentlich genau?
Wir wollen es einmal so beschreiben: Bei der klassischen Eifersucht handelt es sich um ein Gemenge verschiedenster Gefühle und auch Verhaltensweisen. Wir finden hier Angst, Minderwertigkeitsgefühle, Misstrauen, das Gefühl der Vernachlässigung, Neid, Verdächtigungen, Kontrollsucht, Ärger und leider auch manchmal Wut und Hass.
Wie kommt es dann aber zu solch krassen Gefühlen wie der Eifersucht?
Nun, derjenige, der unter Eifersucht leidet, sucht selten die Schuld bei sich selbst – genau genommen eigentlich nie. Immer ist der Partner schuld, weil er etwas Unerwünschtes tut – oder etwas Erwünschtes genau eben nicht. Wir verfallen in Misstrauen und haben große Angst, den geliebten Partner zu verlieren. Aber wie kommt es nun dazu?
Oft liegen die Ursprünge unserer Eifersucht in der Vergangenheit, in der uns Seitensprünge unseres Ex-Partners oder der Ex-Partnerin belastet haben könnten oder aber auch Verlusterfahrungen aus unserer Kindheit bedrücken. Ein ganz bekanntes Beispiel ist hier die Zurücksetzung eines Kindes gegenüber seinen Geschwistern. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Einzelkinder ein gesünderes Selbstbewusstsein entwickeln können. All das kann – aber muss natürlich nicht – zu Eifersuchtsattacken in späteren Jahren führen.
Wie schätzen sich eifersüchtige Partner selbst ein?
Das ist eine sehr berechtigte Frage, denn ein eifersüchtiger Partner hat in der Regel ein nur sehr geringes Selbstwertgefühl und kann sich nicht vorstellen, dass der Partner jemanden wie ihn überhaupt nur lieben könnte und auf Dauer bei ihm bleiben wird. Die Betroffenen glauben, dass sie nicht attraktiv oder liebenswert genug seien und ihre große Verlustangst verleitet sie oft zu den abstrusesten Dingen: Der Partner wird kontrolliert, verhört, beschnüffelt (manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes, wenn man Gerüche eines vermeintlichen Liebhabers oder das Parfum einer Rivalin wahrnehmen möchte) oder mit Vorwürfen geradezu bombardiert. Selten hat der oder die so zu unrecht Verdächtigte die Gelegenheit zur Rechtfertigung oder gar seine Unschuld zu beweisen.
Was ist aber, wenn die Eifersucht begründet ist?
Ist einer der Partner untreu, ist es sicherlich völlig normal, mit Eifersucht zu reagieren. Immerhin ist auch die Angst völlig real und nicht unbegründet, den Partner zu verlieren. Doch auch hier sei Eines ganz klar gesagt: Eifersuchtsattacken mit ständigem Hinterherspionieren und Beschuldigen, nutzt weder dem Fremdgänger noch dem Betrogenen.
Eine Frage sollten sich beide Beteiligten hier ganz klar stellen: War der Seitensprung ein einmaliger „Ausrutscher“ oder ist die Beziehung durch eine Affäre ernsthaft gefährdet und in Frage gestellt? Fehlt demjenigen, der betrogen hat, nicht etwas in der Partnerschaft? Und ist das nicht eher ein Anlass, die bisherige Beziehung gründlich zu überdenken und durch Ursachensuche auf ein festeres Fundament zu stellen?
Dass das Vertrauen erst einmal weg ist, ist sicherlich völlig verständlich. Immerhin ist man eine ganze Weile belogen und betrogen worden. Das Misstrauen wird erst einmal für eine ganze Zeit lang bleiben. Auch hier können wir ganz locker wieder unsere Großmütter zitieren: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht …“ Irgendwann einmal sollte man aber wieder anfangen zu glauben und loslassen können – all’ die Kränkungen und Lügen der Vergangenheit, denn sonst wird sich auch der eigene innere Frieden nicht mehr einstellen wollen. Verzeihen ist hier ganz klar die Devise und die Bereitschaft, dem Partner wieder zu vertrauen. Dann kann auch die Beziehung wieder eine ernsthafte Chance bekommen und unter Umständen sogar deutlich fester und stabiler werden als vorher.
Wie schaffe ich es, meiner Eifersucht einen Riegel vorzuschieben?
Hier gibt es ein ganz einfaches und probates Mittel: Ein gesundes und positives Selbstwertgefühl entwickeln. Eine gesunde Selbstachtung gibt Rückgrat und stärkt ungemein! Eine grundlose und damit krankhafte Eifersucht entsteht meist, wenn man sich selbst gering schätzt und das Gefühl hat, dass alle anderen Menschen besser, attraktiver und viel intelligenter sind als man selbst.
Es sind die Zweifel an uns selbst, die auch die Zweifel am Partner wachsen lassen. Wer sich selbst gering schätzt, geht nicht davon aus, dass der Partner einen anders sieht als man selbst, nämlich geringwertig. Wir wollen es einmal etwas anders ausdrücken: Nur wenn ich mich selbst lieben kann und wenn ich mich selbst für liebenswert halte, kann ich anderen auch glauben, dass sie mir die Wahrheit sagen, wenn sie sagen, dass sie mich lieben… Kompliziert in Worte zu fassen, aber wahr…
Wann ist es Zeit, etwas gegen seine Eifersucht zu unternehmen?
Generell wird man hier selbst entscheiden müssen, wann es zu viel wird mit den nagenden Gefühlen der Eifersucht und wann es krankhafte Züge annimmt. Grundsätzlich sollte man aber fachlichen Rat suchen, wenn
- bereits der Partner unter dem ihm entgegen gebrachten (grundlosen) Misstrauen und der damit verbundenen Eifersucht leidet,
- der eifersüchtige Partner körperlich und seelisch unter seiner Verlustangst und der Angst vor einer möglichen Trennung zu leiden beginnt und
- vor allem, wenn sich aus der Eifersucht dem Partner gegenüber Wut und Hass entwickeln.
Was kann ich nach einer Eifersuchtsattacke selbst noch tun?
Tage- und wochenlang haben Sie sich bemüht, Ihre Eifersucht unter Kontrolle zu halten und sich immer wieder zusammengerissen. Auf einmal aber passiert etwas, was Sie völlig aus der Bahn wirft und Sie erleiden einen echten Anfall von Eifersucht mit Vorwürfen und allem Drum und Dran? Klar, Ihre Eifersucht erscheint Ihnen auch jetzt noch absolut gerechtfertigt, aber trotzdem tut Ihnen Ihr Ausbruch aufrichtig Leid und Sie machen sich nun bittere Vorwürfe. Auch Ihr Partner ist völlig ratlos und fühlt sich zu Unrecht angegriffen, denn er hat sich rein gar nichts vorzuwerfen. Was also ist jetzt zu tun?
- Nehmen Sie sich nun erst einmal etwas Zeit für sich. Reden bringt in diesem Zustand gar nichts und Sie müssen sich erst einmal über den Grund Ihres Ausrasters klar werden und sich überlegen, was Sie in Zukunft anders machen können.
- Versetzen Sie sich in den Moment Ihres Ausbruchs und fragen Sie sich, was ihn ausgelöst hat: War es etwas im Verhalten Ihres Partners, das Sie misstrauisch gemacht hat? Gibt es einen Menschen an der Seite Ihres Partners, den Sie zu Recht oder vielleicht auch zu Unrecht als Rivalen sehen? Sind es vielleicht einfach nur misstrauische und unsichere Gedanken Ihrerseits ohne konkreten Beleg für einen Betrug?
- Überwinden Sie Ihre Angst, den Partner zu verlieren. Suchen Sie notfalls fachliche Hilfe, damit Sie nicht noch in Krankheit abrutschen.
- Verzeihen Sie sich selbst und bitten Sie auch Ihren Partner um Verzeihung für Ihr Verhalten. Auch wenn Sie Ihren Anfall immer noch als gerechtfertigt ansehen, hilft Schreien und Beschuldigen Ihrer Partnerschaft so überhaupt nicht weiter. Niemand wird gerne angeschrieen und zu Unrecht beschuldigt.
- Reden Sie. Suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung, was Sie und Ihr Partner in Zukunft anders machen könnten.
Sonderfall: Eifersucht in einer offenen Beziehung
Es mag Ihnen vielleicht seltsam erscheinen, aber Menschen, die in einer offenen Beziehung leben , halten ihren Lebenspartner deswegen trotzdem auf keinen Fall für austauschbar. Das Besondere an ihnen ist, dass sie Treue und Eifersucht nicht an der sexuellen Verfügbarkeit ihres Partners für sich festmachen, sondern an den Emotionen ihm gegenüber. Gleichzeitig bringen sie ihrem Partner deutlich mehr Vertrauen entgegen und sind deshalb frei von jeder Eifersucht. Zumindest, solange sie objektiv keinen Grund dafür sehen.
Je mehr ein Mensch seinem Partner vertraut, desto intensiver wird er auch unter Eifersucht leiden, wenn er die Gewissheit hat, dass der Partner ihn betrügt und desto weniger, wird er bei bloßem Verdacht eifersüchtig reagieren. Das zeichnet eine offene Beziehung aus. Darüber hinaus ist es tatsächlich so, dass natürlich die Menschen, die ihren Partner – auch in einer offenen Beziehung – sehr lieben, auch mehr zu verlieren haben und entsprechend eifersüchtiger reagieren als die Anhänger konventioneller Partnerschaften, wenn sie tatsächlich Verlust oder Untreue befürchten müssen.
Unser Fazit zur Eifersucht
Grundsätzlich müssen wir deutlich sagen, dass Eifersucht kein Liebesbeweis ist. Das kann sie auch nicht sein, denn Eifersucht ist ein absolut negativ behaftetes Gefühl und Liebe ist das genaue Gegenteil davon, Liebe ist ein sehr positives Gefühl. Ist eine Eifersucht unbegründet, ist sie der Beweis dafür, dass einer der Partner – nämlich der mit der Eifersucht kämpfende – unter einem geringen Selbstwertgefühl und Selbstzweifeln leidet.
Hier kommt es darauf an, das eigene Ich zu stärken und sich unabhängig von den Zuwendungen und dem Urteil anderer Personen zu machen. Unbegründete Eifersucht ist also keineswegs ein Zeichen von Liebe, sondern eher ein Ausdruck von Verlustangst und Unsicherheit und muss in letzter Konsequenz daher auch mit Nachdruck bekämpft werden, wenn sie nicht obendrein noch in Wut und Hass umschlagen soll. In der Not und wenn kein Ausweg mehr in Sicht ist, ist eben doch fachlicher Rat erforderlich.